Die Broschüre zum Jubiläum ist nun endlich fertig und kann bei uns für läppische 5 Euro erworben werden!!
Digital gibt es sie jetzt auch beim Klick auf das Bild links oder den unten stehenden Link:
Ursprünglich als Elterninitiative gegründet und in den ersten Jahren durch tückische Untiefen gelotst, kann unser Spielplatz auf eine facettenreiche Vergangenheit zurückblicken, die voller spannender Geschichten und Wendungen steckt.
1973 war die Welt noch eine vollkommen andere, gerade was das Verständnis von Pädagogik und dem Blick der Gesellschaft auf Kinder und Jugendliche anging. Nicht selten waren diese eher Anhang als Bereicherung, vielerorts wurden sie aufbewahrt und untergebracht, Gehorsamkeit, Artigkeit und der Wille sich von ihnen überstellten Erwachsenen permanent belehren zu lassen galten als Tugenden, die ihnen unhinterfragt abverlangt wurden.
Bis zur Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention sollte es noch ganze 16 Jahre lang dauern und bis Deutschland diese im Bundestag ratifizierte vergingen weitere drei.
Mit wachsendem Staunen haben wir uns Anfang dieses Jahres auf die Suche nach dem Gründerinnengeist des OTTO-Spielplatzes begeben, haben Zeitungsarchive durchwühlt, Photos ausgegraben, Karten des Geländes organisiert und Zeitzeugen aufgestöbert. Aus dem dabei gesammelten Material stellten wir eine Ausstellung zusammen, die man am Zaun des Bolzplatzes im hinteren Bereich begutachten kann. Wir haben Berichte von Zeitzeugen dokumentiert, uns mit Anne Lenke und Anka Pawlik, zwei der Gründerinnen des Platzes, getroffen und sie interviewt.
„Gebt Kindern ein Haus und sie machen Kleinholz daraus.
Gebt ihnen Kleinholz und sie machen daraus ein Haus.“
Von wilden Anfängen in den 70er Jahren bis in die Wirren des 21sten Jahrhunderts. Ein halbes Jahrhundert OTTO-Spielplatz! Dieses runde Jubiläum wollen wir am 6.7.2023 mit euch gemeinsam feiern!
Viel hat sich verändert, seit dieser Zeit und großer Dank gebührt zahlreichen Pionieren, die unter vielen Anstrengungen einen Weg bahnten auf dem wir, das Team des OTTO-Spielplatzes, mit einer gewissen Selbstverständlichkeit heute noch gehen. Die Bedürfnisse der Kinder zu achten, ihre Eigenmotivation zu fördern und ihr Recht auf Selbstbestimmtheit nicht zu untergraben sind pädagogische Grundsätze, die wir uns nur deshalb auf die Fahnen schreiben können, weil andere es vor uns vorgelebt und in die Praxis umgesetzt haben.
Einige dieser Vorbilder waren auch die unbesungenen Gründerinnen des OTTO-Spielplatzes, die es sich aus der Not fehlender Kitaplätze heraus zur Aufgabe machten die brachliegende Fläche, auf der unser Spielplatz heute liegt, als Bauspielplatz für die Kinder zu erschließen und diesen fortan zu betreuen.
Sie ließen sich mit ihrem Bestreben auch nicht (wie von den zuständigen Behörden ursprünglich beabsichtigt) in die hinterste Ecke des großen Tiergartens abschieben, sondern fochten unter großer Bürger*Innenbeteiligung durch, den Spielplatz mitten im Herzen Moabits zu bauen. Dort, wo er von den meisten Kindern und Eltern gebraucht wurde. Und dort steht er noch immer, mit dem selben Zaun, der ihn damals markiert hat.
Heute weiß jeder was ein Abenteuerspielplatz ist.
Das Konzept eines Ortes, auf dem die Kinder eigenbestimmt schalten und walten konnten, wo ihnen Angebote gemacht wurden, die sie wahrnehmen oder ablehnen konnten, wo sie sich Hämmer und Nägel holen konnten um selbst etwas damit zu bauen war zur Zeit der Gründung unseres Spielplatzes jedoch noch eine revolutionäre Idee, die nicht so ohne weiteres von der Gesellschaft akzeptiert wurde.
Wir haben viel gelernt und reflektiert, sind sehr froh und dankbar Teil der langen und bewegten Geschichte dieses Ort zu sein und ein Feuer, das seit mittlerweile 50 Jahren brennt, weiterhin hüten zu dürfen und es mit fortdauernder Leidenschaft in die nächsten 50 Jahre zu überführen.
Alles Gute zum Geburtstag!